Wespen

Insbesondere an warmen Sommertagen stehen die gelbschwarzen Wespen auf der "Hitliste" der als lästig oder gefährlich empfundenen Tiere ganz oben. In dieser Zeit stehen die Telefone bei den zuständigen Stellen nicht still. Der Inhalt der Telefonate ist meist der gleiche: "Hilfe, bei uns hängt ein Wespennest - das muss ganz schnell weg!" In den meisten Fällen ist es aber nicht nötig, diesem Hilferuf nachzukommen. Wer etwas mehr über diese Tiere weiß und einige Verhaltensregeln beachtet, kann auch mit Wespen in Frieden leben.

Wespe ist nicht gleich Wespe

Die Mehrzahl der in Deutschland lebenden Wespenarten verhält sich absolut friedlich und ist teilweise gar nicht in der Lage zu stechen. Auffällig werden nur zwei Wespenarten, die Gewöhnliche Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica). Diese beiden Arten können große Völ­ker bilden und bauen ihre Nester stets an dunklen Orten. Oft geschieht das in Maulwurfs- oder Wühlmausgängen.

Nicht selten ziehen sie aber auch in ober­irdische dunkle Hohlräume hinter Wandverkleidungen, in Doppelwänden und Dachisolierungen ein. Da sie im Gegensatz zu den anderen Wespenarten gerne menschliche Speisen und Getränke nutzen, ist der Kontakt von Mensch zu Tier vorprogrammiert.

Wespen sind nützlich

Den größten Teil ihres Lebens verbringen Wespen damit, klei­nere Insekten, wie Fliegen, Mücken, Blattläuse, kleine Rau­pen und andere Insektenlarven zu erbeuten, um damit ihre Nachkommenschaft, d. h. ihre Brut, zu füttern. Die erwachsenen Wespen können für sich selbst nur süße Pflanzensäfte und Blütennektar aufnehmen, um sich zu ernähren. Dazu besuchen sie viele Blü­ten und tragen zu deren Bestäubung bei. Gleichzeitig stehen sie auf dem Speiseplan zahlreicher anderer Tiere - von der Kreuzspinne bis zum Wespenbussard.

Wespen bilden Völker

Die Wespen, mit denen wir es normalerweise zu tun haben, gehören wie die Honigbienen, die Hummeln, die Hornissen und die Ameisen zu den sozialen Insekten. Sie leben nicht einzeln für sich allein, sondern bilden Völker. Nach dem Über­wintern in einem Versteck sucht die Wespenkönigin nach ei­nem geeigneten Ort für ihr Nest. Dabei verirren sich die auf­fallend großen Tiere manchmal in unseren Wohnungen und versuchen durch die Fenster wieder ins Freie zu gelangen. Das Startnest der Königin besteht aus einer kleinen Wabe mit wenigen sechseckigen Zellen. In diese legt sie jeweils ein Ei und zieht die ersten Larven selbst groß. Nach etwa vier Wo­chen, meistens etwa Ende April bis Anfang Mai, schlüpft der erste Nachwuchs. Es sind alles sogenannte Arbeiterinnen, die fortan die Aufzucht der weiteren Larven übernehmen. Sie sind unfruchtbar und können keine Eier legen. Das ist allein der Königin vorbehalten, die sich nun ausschließlich dieser Tätigkeit widmen kann. Jetzt schwärmen die Arbeiterinnen aus, um Futter für die Larven zu jagen. Sie müssen auch das Nest erweitern, damit das Volk wachsen kann. Als Baumateri­al verwenden sie verwittertes Holz, das sie mit ihren Kiefern abschaben, mit Speichel vermischen und zu einer papp­macheartigen Masse verarbeiten.

Wespen leben nur einen Sommer lang

Im Spätsommer entwickeln sich Geschlechtstiere im Wespen­volk - Jungköniginnen und Drohnen (Männchen). Sie fliegen aus und paaren sich. Die Drohnen sterben bald danach, während sich die befruchteten Königinnen nach einem siche­ren Versteck für den Winter umsehen. Jetzt hat das Wespen­volk seine Aufgabe erfüllt: Es sind genügend junge Königin­nen als Volksgründerinnen für das nächste Jahr großgezogen und in die weite Welt entlassen worden. Die alte Königin stellt die Eiproduktion ein, sodass der Pflegeaufwand für die Arbei­terinnen ständig weniger wird. Die haben nun Zeit, auch mal an sich zu denken und erscheinen an unseren Obsttorten und Eisbechern - jetzt beginnt die Wespenzeit!

Spätestens mit den ersten Nachtfrösten sterben die Wespen­völker samt den alten Königinnen. Bei einigen geschieht das schon im August, während die Deutsche und die Gewöhnli­che Wespe oft noch bis zum Oktoberanfang aktiv bleiben. Ih­re Nester werden nicht wieder verwendet und zerfallen mit der Zeit.

Umgang mit Wespen

Wespen stechen nie aus Boshaftigkeit oder um uns zu ärgern. Sie tun es nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Das ist der Fall, wenn

  • sie sich in der Kleidung verirrt haben, dort gedrückt werden und keinen Ausweg finden,
  • sie in den Mund gelangen,
  • man barfuß auf eine Wespe tritt,
  • man sich ihnen mit heftigen Bewegungen nähert,
  • man ihrem Nest sehr nahe kommt, dies beschädigt, oder sich in dessen Nähe in die meist gut erkennbare Ein- und Ausflugschneise der Tiere stellt.

Darum:

  • Wespen nicht mit wildem Gefuchtel und auch nicht durch Anpusten verscheuchen,
  • hastige Bewegungen unterlassen, insbesondere in der Nähe von Wespennestern,
  • Bodenerschütterungen (z. B. durch Rasen mähen) im Nahbereich von Nestern vermeiden,
  • nicht mit Gegenständen in möglichen Einfluglöchern stochern,
  • die Nester nicht mit Wasser bespritzen,
  • Ein- und Ausflugschneise nicht verstellen,
  • süße Getränke bei Anwesenheit von Wespen am besten mit einem Strohhalm trinken!

Wie alle wildlebenden Tierarten stehen auch Wespen unter dem Schutz des Naturschutzgesetzes. Danach ist es verboten, wildlebende Tiere ohne vernünftigen Grund zu beunruhigen, zu fangen oder zu töten.

Gefährlichkeit von Wespenstichen

Ein Wespenstich ist normalerweise ungefährlich. Nur bei Sti­chen im Mund, in der Nase und im Falle einer Insektenallergie ist ärztliche Hilfe erforderlich. Im Gegensatz zu den Honigbienen ziehen Wespen ihren Stachel meistens selbst wieder aus der Haut heraus.

Nur im Notfall: fachgerechte Bekämpfung

Nur in begründeten Notfällen sollten Nester lästiger Wespenarten (Deutsche Wespe und Gewöhnliche Wespe) durch Fachpersonal beseitigt werden. Solche Notfälle liegen beispielsweise vor, wenn sich Nester in bzw. an Häusern von Allergikern, an Kinderspielplätzen und Kindergärten befinden sowie immer dann, wenn zu einem Nest ein Abstand von 2–3 Metern in stark frequentierten Bereichen (z. B. im Bereich von Hauseingängen) nicht eingehalten werden kann.

Hornissen sowie alle Hummel- und Wildbienenarten sind besonders geschützt, ihre Nester dürfen nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Region Hannover entfernt werden.

Wer ist zuständig?

Wespennester auf öffentlichen Flächen werden in Notfällen durch die Feuerwehr beseitigt. Im privaten Bereich muss ein fachlich ausgebildeter Insektenbekämpfer beauftragt werden (Adressen im Branchenbuch), die Kosten trägt der Auftraggeber.

Ausnahmegenehmigungen für die Beseitigung von Nestern geschützter Arten können bei der Region Hannover, untere Naturschutzbehörde (Tel. 0511 / 616 - 22672), beantragt werden.